Mein letzter ernstzunehmender Ausflug in Roguelike-Gefielde liegt bestimmt schon 10 Jahre zurück. Damals versuchte ich mich durchaus begeistert, aber wenig erfolgreich an NetHack. Mit DoomRL bin ich nun erneut über einen Rogueliketitel gestolpert, der mich so neugierig gemacht hat, dass ich diesem Genre eine weitere Chance gab. Vor allem hat es mich interessiert, wie Kornel […]

DoomRL – Monsterjagt mit der ASCII Shotgun

13. November 2009

DoomRL

Mein letzter ernstzunehmender Ausflug in Roguelike-Gefielde liegt bestimmt schon 10 Jahre zurück. Damals versuchte ich mich durchaus begeistert, aber wenig erfolgreich an NetHack. Mit DoomRL bin ich nun erneut über einen Rogueliketitel gestolpert, der mich so neugierig gemacht hat, dass ich diesem Genre eine weitere Chance gab. Vor allem hat es mich interessiert, wie Kornel Kisielewicz (der Entwickler hinter DoomRL) das Spielkonzept des First-Person-Shooters von ID Software in ein ASCII RPG gepresst hat, ohne den Bezug zum Original zu verlieren.

Nachdem ich DoomRL nun einige Stunden gespielt habe, muss ich zugeben, dass Kornel die Umsetzung überraschend gut gelungen ist. Der Bezug zu Doom wird allerdings weniger über die Grafik, den eingefärbten Buchstabensalat ;), sondern durch den Sound hergestellt. Wie im Original hört man hinter den ASCII-Wänden die Imps und Pinkis grunzen und kann dadurch schon halbwegs erahnen, was einen um die nächste Ecke erwartet. Einem Zuhörer würde es mit geschlossenen Augen vermutlich schwer fallen, DoomRL von IDs Original zu unterscheiden.

Blutbad in ASCII. Doom-Veteranen sollten auch den Level erkennen. Kein Doom ohne Cacodemon. Diese Visage schreit nach Schrot.

Abgesehen vom Sound findet man auch sonst kaum Gegenstände oder Gegner, die nicht aus Doom bekannt wären. Die wenigen Ausnahmen dienen dazu, das Spielprinzip rollenspiellastiger zu gestalten oder besser auszubalanzieren. Auf Anhieb ist mir z.B. die Rüstung aufgefallen, die es in grüner, blauer und roter Farbe und mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt oder die zusätzliche Shotgun, die mit vier Patronen geladen wird. Und natürlich die Aufrüstmodule, mit denen man seine Waffen und Rüstung verbessern kann.

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Wenn ich an NetHack zurückdenke, erinnere ich mich vor allem daran, dass ich mich ständig verlaufen habe. Das kann einem bei DoomRL nicht passieren (was ich als sehr angenehm empfand). Grund dafür ist kein ausgeklügeltes Automapping, sondern schlicht die Tatsache, dass kein Level größer als der darstellbare Bildschirm ist. Dadurch fällt es einem wie im Original leicht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Den Level von den Ausgeburten der Hölle zu säubern und zu überleben.

Wer bisher noch nie ein Roguelike gespielt hat, sollte sich darauf gefasst machen, dass „überleben“ in diesem Genre nicht ganz so einfach wie in handelsüblichen Spielen aus dem Regal ist. Sterben und neu anfangen gehört zum Spielkonzept, denn abspeichern ist nur am Levelende möglich und dient nur zum Unterbrechen des Spiels. Wenn ein Charakter stirbt, wird auch der Spielstand gelöscht. Dieser Tatsache wird auch mit dem ausführlichen Sterbeprotokoll Tribut gezollt, dass man nach dem Ableben seines Charakters einsehen kann. Neben den Erfolgen und Misserfolgen werden hier auch umgenietete Gegner, Ausrüstungsgegenstände sowie der Ort des Ablebens und die letzten Handlungen akribisch aufgelistet.

Einige Fähigkeiten setzen andere voraus oder stehen im Konflikt zueinander. Der Characterbogen gibt detailierte Auskunft über die eigenen Fähigkeiten. Der Platz im Rucksack ist begrenzt. Früher oder später muss man sich für die wichigsten Gegenstände entscheiden.

Wer jetzt noch nicht das Interesse verloren hat, muss sich nur noch mit der spartanischen Darstellung im Textformat abfinden. Ich bin noch durch meine Mailboxzeit gebrandtmarkt und erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich eine Hexadezimal/ASCII-Tabelle über dem Schreibtisch hängen hatte. 🙂 Wäre mal interessant, was für Leute sich heutzutage noch mit einer Textdarstellung zufrieden geben bzw. anfreunden können. Ob das alles nur alte Hasen sind, die auch noch den EGA Modus kennen oder ob sich auch jüngere für sowas begeistern?

Ich für meinen Teil war gut unterhalten. So gut, dass ich mir vorgenommen habe, in Zukunft auch mal Dwarf Fortress auszuprobieren. Aufgrund des einfachen Spielablaufs und dem nahen Bezug zu Doom empfehle ich DoomRL zudem jedem, der Roguelikespielen bisher skeptisch gegenüberstand, aber das Genre doch mal ausprobieren möchte.

Gefunden unter: tigsource.com
Download unter: doom.chaosforge.org

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